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Alle digitalisieren, doch das Tempo ist verschieden

2. 2. 2023
Die Digitalisierung

Die Digitalisierung hat spürbare Auswirkungen auch auf nationaler Ebene. Die Rahmenbedingungen sind nicht überall gleich. Während einige Länder den digitalen Fortschritt intensiv vorantreiben, verhalten sich andere konservativ abwartend. Dabei sind die Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft unübersehbar. Die Frage ist, wer künftig die Nase vorn hat bei Innovationen, der Erbringung öffentlicher Dienstleistungen und der Sicherstellung von Lieferketten und Arbeitsplätzen.

Die digitale Wettbewerbsfähigkeit verschiebt sich

Mit dem Digital Riser Report 2021 hat das European Center for Digital Competitiveness der ESCP Business School in Berlin die nationalen Veränderungen bei der digitalen Wettbewerbsfähigkeit in den letzten drei Jahren untersucht. Wen wundert es, China konnte sich innerhalb der G20 als digitaler führender Aufsteiger positionieren. Relativ zu ihrer Wettbewerbsfähigkeit haben Länder wie Deutschland, Japan und die USA an Boden verloren. Anstatt alles daran zu setzen, den Rückstand wieder aufzuholen, warten die westlichen Industrieländer offensichtlich ab.

Der Pandemie-Effekt scheint zu verpuffen

«Trotz des Weckrufs durch die Pandemie zeigt unser Report, dass digitale Technologien für viele Regierungen immer noch keine Priorität haben», sagt Professor Philip Meissner vom European Center for Digital Competitiveness der ESCP Business School Berlin. «Das ist überraschend, denn die Art und Weise, wie Regierungen den digitalen Wandel ihrer Volkswirtschaften gestalten und navigieren, wird massgeblich darüber entscheiden, wie wettbewerbsfähig und wohlhabend ihre Länder in den kommenden Jahrzehnten sein werden.» Wer gehofft hat, dass ein digitaler Ruck durch die westlichen Länder geht, wird enttäuscht.

Was wir von den digitalen Aufsteiger lernen können

Professor Meissner findet deutliche Worte: «"Die führenden digitalen Aufsteiger in unserem Report verfolgen ambitionierte Ziele bei ihren Transformationsbemühungen und haben einen starken Fokus auf Entrepreneurship». So formulierte etwa Vietnam, führender digitaler Aufsteiger in Ostasien und dem Pazifik in 2021, das explizite Ziel, dass bis 2030 die digitale Wirtschaft 30 Prozent des BIP des Landes ausmacht. Demgegenüber nimmt sich die Strategie Digitale Schweiz eher handzahm aus. Ziel ist es, eine Orientierung für Kantone, Gemeinden, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu bieten, um die Chancen des digitalen Wandels bestmöglich für alle zu nutzen.

Der Vorsprung wächst, trotzdem besteht Hoffnung

Die digitalen Aufsteiger offenbaren eine wachsende Kluft in der Geschwindigkeit der digitalen Transformation, besonders in Europa, so die Studie. In Europa setzt sich die Transformation der zwei Geschwindigkeiten fort. «Unsere Ergebnisse zeigen, dass mit den richtigen Massnahmen schnell ein Wandel erfolgen kann», sagt Dr. Christian Poensgen vom European Center for Digital Competitiveness der ESCP Business School. Mit ambitionierten Massnahmen wie der Leuchtturm-Initiative "Repubblica Digitale" oder dem "Italian Startup Act" konnte etwa Italien seine Position in der G7 vom letzten Platz im Vorjahr auf den zweiten Platz im Jahr 2021 verbessern.

Anmerkung:

Abgesehen von dem Ranking der 137 Länder weltweit zeigt der Digital Riser Report auch, welche Initiativen und Strategien die führenden digitalen Aufsteiger verfolgt haben. Diese Analyse zeigt, dass die Spitzenreiter unter den digitalen Aufsteigern bestimmte Gemeinsamkeiten haben, von denen andere Regierungen in Bezug auf die digitale Strategie ihres Landes lernen können. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse sowie detaillierte Profile der führenden digitalen Aufsteiger sind hier verfügbar.