„Ich entscheide immer auf der Grundlage von Fakten“, sagt der Gründer der Online-Apotheke Lekarna.cz, Vladimír Finsterle

9. 6. 2020
Vladimír Finsterle, Lékárna.cz

Die Investition in ein ERP-System und weitere moderne Technologien im Bereich des eCommerce hat sich für das Internet-Portal Lékárna.cz ausgezahlt. Der Umsatzerlös zwischen den Jahren stieg auf 39 Prozent und lag 2019 bei 690 Millionen Kronen (ca. 26 Millionen Euro). Was steckt hinter dem Erfolg von Lékárna.cz? Wir haben den Unternehmensgründer, PharmDr. Vladimír Finsterle, MBA, gefragt, was sich beim Unternehmensmanagement bewährt hat und welche Rolle die Digitalisierung dabei spielt.

Vladimír Finsterle, Lékárna.cz

Sie beschäftigen sich mit einem relativ breiten Spektrum an Aktivitäten – vom digitalen Marketing für Pharma-Unternehmen über die Online-Weiterbildung von Ärzten bis hin zu einer Online-Apotheke. Was verbindet Ihre unternehmerischen Aktivitäten?

Alle unsere Aktivitäten haben als gemeinsames Thema das Gesundheitswesen, Innovationen, Technologien – und vor allem gehören sie zur Vision unserer Firma. Wir bieten Lösungen und Instrumente für alle, die sich um die Gesundheit anderer kümmern, die sich weiterbilden wollen oder die Gesundheitsdienstleistungen für Patienten bereitstellen.

Ihr Unternehmen hat eine 20-jährige Geschichte – was hat sich beim Unternehmensmanagement bewährt?

Die ganze Zeit über hat sich eine wichtige Eigenschaft bewährt – Ausdauer. Nicht ausweichen, nicht beim ersten Misserfolg aufgeben und stetig versuchen, den Gedanken, die Idee oder die Innovation durchzusetzen. Der zweite wichtige Unternehmensbestandteil, der bei Lekarna.cz sehr gut und langfristig funktioniert, sind die Menschen. Leute, auf die man vertrauen kann und die ihre Einfälle und Anstrengungen mit dem Unternehmen teilen. Das sind für mich die zwei Standbeine, auf denen Lekarna.cz basiert.

Wann sind Sie darauf gekommen, dass die Digitalisierung der Prozesse ein „Must-have“ für die Firma ist?

Unser Unternehmen durchläuft von Anfang an ständig verschiedene Zyklen. Nach ungefähr acht oder neun Jahren bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die extensive Entwicklung nicht mehr intuitiv im Kopf oder in Excel stattfinden kann, sondern irgendein System eingeführt werden muss, das uns beisteht. Das uns in Situationen beisteht, wenn Einfälle nicht mehr reichen und man sich die Details ansehen muss und verschiedene Varianten der weiteren Entwicklung anhand harter Daten beurteilt werden müssen. Das war nach einer bestimmten Phase, in der ich mich entscheiden musste, ob ich mit der Entwicklung des Unternehmens fortfahren möchte oder es verkaufen sollte. Zum Weitermachen brauchte ich eine starke Datengrundlage.

Lekarna.cz ist letztes Jahr, noch vor der Pandemie, bedeutend gewachsen, schneller als die Konkurrenz. Was steckt hinter dem Erfolg?

Das Wachstum war kein Zufall. Das war die Erfüllung des Gedankens der Langfristigkeit und der Ausdauer. Der erste Schritt zum Wachstum war die Investition in ein ERP-System, konkret in ABRA Gen. Es folgte die Modernisierung der Lagerwirtschaft und der gesamten Logistik, ohne die das eCommerce nicht langfristig wachsen kann. Der dritte Schritt war das Frontend und die Einkaufsergonomie selbst, also das Kundenerlebnis. Darauf haben wir uns in den vergangenen sechs Jahren konzentriert. Endlich wurde die interne Unternehmensenergie freigegeben und in Richtung Kunde geschickt. Die Kunden wussten das zu schätzen, wie die Zahlen zeigen.

Das Informationssystem ist die Grundlage jedes Unternehmens. Welche Kriterien haben Sie bei der Auswahl des Systems bzw. der Plattform für Ihr Geschäft in Betracht gezogen?

Für mich waren vier Kriterien wichtig. Das erste war das Verständnis der Komplexität unseres Geschäfts. Das Online-Apothekenwesen ist eine nicht ganz einfache Disziplin des eCommerce. Es müssen bestimmte Besonderheiten des Apothekenwesens beachtet werden, an die das ERP angepasst werden musste. Das zweite Kriterium war die Skalierbarkeit. Das Unternehmen entwickelt sich und wir müssen das System mit der Zeit ergänzen. Das dritte Kriterium war natürlich der Preis, der aber wirklich erst an dritter Stelle stand. Und schließlich spielte die allgemeine Herangehensweise des Managements und der Leute, die das Produkt definiert haben, eine wichtige Rolle. Sie haben uns mit dem gesamten Übergang vom alten zum neuen System geholfen.

Was sollte bei dieser Entscheidungsfindung nicht unterschätzt werden?

Wir haben eine wichtige Lehre aus dem ganzen Prozess gezogen: Man sollte die Realität nicht unterschätzen, von der dieser Prozess ausgeht. Man muss kritisch und aufrichtig mit sich selbst sein, wie die internen Prozesse eingestellt sind. Dann zeigt sich, welche Prozesse völlig neu eingestellt werden müssen, damit sie effizient funktionieren. Das war vermutlich die größte Lehre – aufrichtig mit sich selbst sein und offen mit ABRA Software kommunizieren.

Wobei ist ABRA Gen für Sie wichtig?

Wenn Sie auf der einen Seite Einfälle und Visionen haben und auf der anderen Seite das Kerngeschäft, wägen Sie sehr sorgfältig ab, welchem Bereich Energie gewidmet werden soll. ABRA Gen gibt mir die Sicherheit, dass bei den klassischen Prozessen, die ungefähr 80% des Umsatzes und Gewinns ausmachen, die Daten wirklich unter Kontrolle sind und ich mich auf der Grundlage von Fakten entscheide, nicht anhand von Gefühlen. Die kann ich im Gegenteil bei Innovationen und in der Entwicklung anwenden. Das Kerngeschäft muss auf der Grundlage von beweisbasierten Daten funktionieren. Und hier spielt ABRA Gen eine unersetzliche Rolle – ohne das System kann ich mir das Unternehmensmanagement schon gar nicht mehr vorstellen, für die Zukunft schon überhaupt nicht.

Sie innovieren die Kommunikation im Gesundheitswesen. Wie ist es Ihrer Meinung nach um die Digitalisierung im tschechischen Gesundheitswesen bestellt? Werden wir komplett auf das elektronische Gesundheitswesen umstellen?

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen wurde in Tschechien leider von mehreren erfolglosen Projekten ausgebremst. Heute sind die elektronischen Rezepte ein schönes Beispiel für ein funktionierendes System. Die aktuelle Situation mit dem Koronavirus hat die Digitalisierung beschleunigt. In unserem Unternehmen veranstalten wir ein Webinar nach dem anderen, der Verkauf auf Lekarna.cz ist um 40-50 % gestiegen. Ich möchte nicht behaupten, dass das Gesundheitswesen komplett in die digitale Form übergeht, das ist auch gar nicht möglich. Es gibt jedoch Bereiche – insbesondere bei der Fürsorge für chronisch Kranke, in der Prävention, bei der Zusatzversorgung, der Behandlungsadhärenz –, in denen die Digitalisierung Zeitersparnisse zugunsten des Patienten bringt, die physischen Kontakt erfordern und benötigen. Die Digitalisierung wird die akute Untersuchung nie ersetzen.

Sie haben schon lange vor dem Ausbruch der Koronavirus-Pandemie mit digitalen Prozessen und Technologie-Innovationen begonnen. Denken Sie, dass Sie die aktuelle Situation dadurch besser meistern können?

Ich kann mir wünschen, dass dem so ist. Aber der Hauptgrund war dennoch die offene Kommunikation mit den Kunden. Wir haben Probleme bekommen, weil die Großhändler ihre Lieferungen einstellten. Wir haben offen zugegeben, dass die Bestellungen erst mit einer Verspätung von 3 bis 4 Tagen zugestellt werden können. Und die Kunden haben das zu schätzen gewusst. Wir hatten genaue Daten, die wir vermitteln konnten. Durch die Verbindung einer hochwertigen Datenbasis mit unserer Firmenkultur und einer Strategie der offenen Kommunikation mit den Kunden haben wir das geschafft.

Vladimír Finsterle, Lékárna.cz
PharmDr. Vladimír Finsterle, MBA, Gründer der Online-Apotheke Lékárna.cz. Das Unternehmen hilft seit Langem den Schwächeren, die unsere Hilfe benötigen. In letzter Zeit hilft es in erster Linie Instituten, die in der Gegend um Chrudim angesiedelt sind. Langfristig unterstützen wir Patientenorganisationen wie den „Klub cystické fibrózy“ oder Debra.

Sie sind von Beruf Apotheker – wie sehen Sie die Zukunft des tschechischen Apotheken- und Gesundheitswesens?

Das tschechische Apothekenwesen – und nicht nur das tschechische, wir bewegen uns schließlich im europäischen Kontext – steht am Scheideweg der Zukunft. Aus meiner Sicht ist das Apothekenwesen in erster Linie Gesundheitsfürsorge. Oft wird das Apothekenwesen mit sozialem Kontakt in Verbindung gebracht. Ich sehe jedoch seine Zukunft in der Fernberatung, in der Adhärenzberatung sehe ich Raum bei präventiven Screening-Programmen, bei der Pflege für chronisch Kranke. Die Ausgabe der Medikamente (Schachteln) selbst kann gut automatisiert oder an jemand anderen übergeben werden. Die Fachkenntnisse des Apothekers liegen nicht bei Logistikdienstleistungen.

Wie lange arbeiten Sie schon mit ABRA Software zusammen?

Zu der Entscheidung, in Lager, Datenprozesse, ERP und Frontend zu investieren, sind wir vor ungefähr sechs oder sieben Jahren gekommen. Seit der tatsächlichen Inbetriebnahme von ABRA Gen, also seit der tatsächlichen Unterstützung im gesamten Unternehmensmanagement, sind vier Jahre vergangen. Daraus geht hervor, dass die Entscheidung zur Einführung eines ERP-Systems nicht zwei Jahre, sondern mindestens ein Jahrzehnt in Anspruch nimmt. Wenn die gemeinsame Zusammenarbeit so funktioniert wie bisher, gibt es keinen Grund, das System zu ändern. Dafür danke ich ABRA Software.

Vielen Dank für das Gespräch.

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