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Überlegungen zum Wesen von Arbeit 4.0 (Teil 1/2)

4. 8. 2022
Überlegungen zum Wesen von Arbeit 4.0

Arbeit 4.0 beschreibt den Wandel der Arbeitswelt, der mit der digitalen Transformation verbunden ist. Durch den Einzug neuer Technologien wird Arbeit vernetzter, digitaler und flexibler. Aufgabenprofile, Arbeitsabläufe und Berufsbilder ändern sich oder entstehen gänzlich neu. Dies betrifft sowohl die Produktions-, Verwaltungs- als auch die Wissens- und Entwicklungsarbeit.

Arbeit 4.0 vs. New Work

Konzeptionell geht Arbeit 4.0 über die rein technologische Perspektive hinaus und führt zu tiefgreifenden Änderungen der Organisations- und Führungsstrukturen sowie zu einer Anpassung der Unternehmenskultur. In diesem Zusammenhang wird auch häufig von New Work gesprochen.

Der Begriff Arbeit 4.0 befasst sich vorrangig mit Lösungen zu Bewältigung der digitalen Transformation. New Work beschreibt dagegen einen Wandel von Sinn- und Wertefragen, der zu veränderten Erwartungen der Mitarbeitenden an die Arbeitswelt führt. Beide Ansätze beeinflussen sich gegenseitig.

Arbeit 4.0 betrifft alle Branchen und Unternehmensbereiche. Für produzierende Unternehmen bieten neue Technologien Chancen ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, in dem sie Mitarbeitende entlasten und zu einer höheren Produktivität führen. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels kann Arbeit 4.0 helfen, dem demografischen Wandel zu begegnen und Arbeitnehmer länger in Beschäftigung zu halten. Der Begriff Arbeit 4.0 ist nur in Deutschland und teilweise in der EU bekannt. International werden die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt unter dem Konzept “New Work” diskutiert, welche vom Sozialphilosophen Prof. Dr. Frithjof Bergmann entwickelt wurden und auf der individuellen Freiheit der Arbeitnehmer fussen.

Die nachfolgenden Überlegungen basieren nicht auf den ‘New Age’ basierenden Thesen von Bergmann sondern auf Studien und Forschungsresultaten aus dem Deutschsprachigen Wirtschaftsraum.

Situationsaufnahme

Es überrascht nicht, dass die Vernetzung in den Verwaltungsbereichen weiter fortgeschritten war als in der Produktion, da viele Verwaltungsfunktionen ja mit bereits digitalisierten Daten zu tun haben und auf eine digitale Infrastruktur aufsetzen. Anders als die in den 1970er-Jahren angestossene Debatte über eine menschgerechte Gestaltung von Arbeit fehlt es heute an einem leicht kommunizierbaren Leitbild für Arbeit 4.0. Das liegt daran, dass es nicht mehr um die Neugestaltung von Teilbereichen der Arbeit geht, sondern um die durchgehende Vernetzung mit vielfach sehr unklaren Auswirkungen auf die Arbeit und die Arbeitsbedingungen sowohl in den Produktions- als auch in den Angestelltenbereichen. Als zentrale arbeitspolitische Herausforderung wird die Sicherung der Standorte insgesamt und der Beschäftigung an den Standorten gesehen. Vor allem in Konzernbetrieben mit weltweit standardisierten Prozessen wird die Sorge um eine Verlagerung ständig wachgehalten.

Problemfelder Arbeit 4.0

Einigkeit besteht dahingehend, dass die fachlichen Anforderungen steigen und weiter steigen werden. Unklar ist, ob dies zu interessanterer Arbeit mit mehr Abwechslung oder zu einer Überlastung durch knappe Personalbemessung und wachsenden Zeitdruck führt. Erkennbar ist, dass die bisherige eher sparsame Weiterbildungsstrategien, die auf die Weiterbildung einiger Schlüsselpersonen setzen, an ihre Grenzen stösst, vor allem wenn die Unternehmen auch die Potentiale der neuen Technologien ausschöpfen wollen, was vielfach noch nicht der Fall ist.

Prognose, wie sich die Beschäftigungsfelder in Zukunft verschieben werden (2018 – 2030)

Prognose, wie sich die Beschäftigungsfelder in Zukunft verschieben werden
Das Prä-Covid Szenario umfasst die Auswirkungen von 8 Trends: Automatisierung, steigende Einkommen, alternde Bevölkerung, Technologieschub, Klimawandel, Infrastrukturinvestitionen, steigendes Bildungsniveau und Professionalisierung von bislang unbezahlter Arbeit. Das Post-Covid Szenario umfasst alle Trends der Vorpandemie sowie eine beschleunigte Automatisierung, einen beschleunigten elektronischen Handel, verstärkte Telearbeit und weniger Geschäftsreisen. Quelle: wik, Lund/Madgavkar, Manyika, u.a. (2021)

Die weitere Digitalisierung ist auch mit Überlegungen zu Produktinnovationen oder zur Einführung neuer Geschäftsmodelle verbunden. Beispielhaft sind etwa Überlegungen, sich vom Produkt- zum Systemanbieter weiterzuentwickeln – etwa, in dem zukünftig nicht die Walzen, sondern das Walzen, oder nicht die Heizung, sondern das Heizen verkauft werden.

Erfahren Sie im zweiten Teil mehr über neue Geschäftsmodelle und die Erweiterung von Wertschöpfungsketten.